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Waldbaden

Mit allen Sinnen die Atmosphäre des Waldes aufnehmen

Erstellt von Jessica Skowron

Shinrin Yoku ist japanisch und bedeutet so viel wie Wald(luft)baden. Gemeint ist ein Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes und das Wahrnehmen der Natur mit allen Sinnen. Herr Yoshifumi Miyazaki ist Waldtherapieforscher und untersucht den Ansatz des Waldbadens als Präventivmedizin. Die Waldtherapie gehört zur Naturtherapie und diese beschäftigt sich mit der Frage, wie die Natur den Menschen beeinflusst.

Die Bilder zeigen einen herbstlichen Anblick des Pfälzerwaldes.

Im Jahr 1800 lebte gerade einmal 3 % der Weltbevölkerung in Städten. Im Jahr 1900 waren es etwa 15 % und heute sind es etwa 55 %. Der Mensch - vom Beginn an seiner Entwicklung - verbrachte 99,99 % seiner Zeit in der Natur. Ab der industriellen Revolution zog es immer mehr Menschen in die Städte. Dieser Zeitraum ist in Anbetracht der Zeit des Menschen aber ziemlich kurz. Gene brauchen länger, um sich anzupassen. Das heißt unser Körper ist nach wie vor - durch die Evolution - an eine natürliche Umgebung angepasst. Da wir jedoch in einer modernen Gesellschaft leben, sind wir ständig Reizen ausgesetzt und dies sorgt unweigerlich für einen Stresszustand. Bewusst merken wir das vielleicht nicht. Schließlich sind wir so aufgewachsen und es gehört zu unserem Alltag. Wir kennen aber auch das Gefühl des Wohlfühlens in der Natur. Wohlfühlen meint in diesem Zusammenhang, dass die Rhythmen von Mensch und Natur in Einklang sind.

Anwendung findet diese Erkenntnis in der Naturtherapie. Dabei geht es um die psychologischen und auch physiologischen Auswirkungen der Natur auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen. Bei der Waldtherapie liegt der Fokus auf dem Wald. Diese Art der Therapien gehören zur Präventivmedizin. Es geht darum den Stresslevel präventiv, also vorbeugend, zu senken, die Lebensqualität zu verbessern sowie die Kosten stressbedingter Krankheiten zu senken. Die Naturtherapie macht es sich dabei zu nutzen, dass sich unser Körper an die Natur anpasst, weil natürliche Reize eine Wirkung haben. Die körperliche Entspannung wird gefördert, um Krankheiten vorzubeugen. Dies funktioniert, indem die unter Stress verminderte Widerstandsfähigkeit des Organismus erhöht wird und es zu einer Regulierung des Nervensystems kommt. Man kann also sagen, dass durch die Naturtherapie die Überreizung durch die städtische und künstliche Umgebung gelindert und die Entspannung gefördert wird.

Das Bild zeigt eine Bank bedeckt mit Laub im Pfälzerwald.

Die Wirksamkeit der Naturtherapie ist durch wissenschaftliche Studien gestützt. Ergebnisse zeigen, dass unser Körper die Natur als „zuhause“ akzeptiert. Die Folgen speziell vom Waldbaden sind:

  • eine verbesserte Immunabwehr mit steigender Anzahl natürlicher Killerzellen, die Tumore und Infektionen bekämpfen,
  • eine vermehrte Entspannung des Körpers durch die erhöhte Aktivität des Parasymphatikus,
  • eine Stressreduzierung durch die verringerte Aktivität des symphatischen Nervensystems,
  • Senkung des Blutdrucks,
  • verringertes Stressempfinden und
  • ein allgemein verbessertes Wohlbefinden.

Dazu muss man wissen, mit welchen Indikatoren und wie Stress gemessen wird:

  • Hirnaktivität: Je entspannter der Körper, desto geringer die Hirnaktivität.
  • Aktivität des vegetativen Nervensystems: Je höher der Stress, desto aktiver das sympathische Nervensystem und desto geringer die Aktivität des parasympathischen Nervensystems.
  • Speichel: Steigt der Stress steigt auch der Spiegel Stressmarker im Speichel
  • Immunaktivität: Steigt der Stress, nimmt die Aktivität der natürlichen Killerzellen im Körper ab.

Für all diese Indikatoren gibt es Messmethoden. Die Hirnaktivität wird beispielsweise über die Konzentration des sauerstoffreichen Hämoglobins durch Nahinfrarotspektroskopie gemessen, und der Stressmaker im Speichel über den Gehalt des Hormons Cortisol.

Die Experimente wurden an rund 750 Probanden durchgeführt in getrennten Forschungsfeldern. Zum Beispiel hat man Probanden im städtischen Umfeld und im Wald spazieren lassen und dabei jeweils Messungen durchgeführt und miteinander verglichen.

Auffällig war, dass die Probanden sich bei den Experimenten wohlfühlen mussten, damit diese eine entsprechende Wirkung zeigten. Dies hängt ganz stark mit dem individuellen Ästhetikempfinden zusammen: Wenn man sich während der Naturtherapie einem Gegenstand ausgesetzt oder an einem Ort befindet, der einem nicht gefällt, dann hat die Therapie keine Wirkung. Nur das, was einem in der Natur gefällt, hat einen psychologischen Entspannungseffekt, weil man nur dann mit der Natur in Einklang kommen und sich entspannen und wohlfühlen kann.

Das Bild zeigt einen herbstlichen Anblick des Pfälzerwaldes.

Beim Waldbaden ist es wichtig sich auf die Natur einzulassen. Stell dir bei deinem nächsten Ausflug in den Wald doch einmal bewusst die Fragen:

  • Was sehe ich?
  • Was höre ich?
  • Was rieche ich?
  • Wie fühlt sich der Boden unter meinen Füßen an?
  • Wie fühlt sich die Rinde des Baumes an?
  • Wie fühlt sich die Luft an, die ich atme?

Versuche all dies in dich aufzunehmen.

Nähere Informationen zum Thema und Quellen:

Yoshifumi Miyazaki (2018): Shinrin Yoku. Heilsames Waldbaden. Die japanische Therapie für innere Ruhe, erholsamen Schlaf und ein starkes Immunsystem.